
Welches Wasser für die Siebträgermaschine?
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Wer eine Siebträgermaschine besitzt, weiß, dass der perfekte Espresso nicht nur von der Qualität der Kaffeebohnen und der Maschine abhängt. Eine oft unterschätzte, aber entscheidende Rolle spielt das Wasser. Schließlich besteht Espresso zu über 90 % aus Wasser! Die Wahl des richtigen Wassers ist deshalb ein Schlüsselfaktor für den Geschmack und die Langlebigkeit Ihrer Maschine. In diesem Artikel erfahren Sie, welches Wasser am besten für Ihre Siebträgermaschine geeignet ist und worauf Sie achten sollten, um sowohl Ihren Espresso als auch Ihre Maschine zu schützen.
1. Warum ist die Wasserqualität so wichtig?
Das Wasser, das Sie für Ihre Siebträgermaschine verwenden, beeinflusst zwei Hauptbereiche:
- Geschmack des Kaffees: Wasser kann eine Vielzahl von Mineralien und chemischen Verbindungen enthalten, die den Geschmack des Kaffees beeinflussen. Hartes Wasser kann den Geschmack „flach“ oder „muffig“ machen, während weiches Wasser manchmal den Kaffee zu sauer oder schal schmecken lässt.
- Langlebigkeit der Maschine: Der Kalzium- und Magnesiumgehalt im Wasser führt zu Kalkablagerungen. Wenn sich Kalk in den Leitungen und im Boiler Ihrer Maschine absetzt, kann dies die Effizienz der Maschine beeinträchtigen und zu teuren Reparaturen führen.
2. Wasserhärte: Die Schlüsselrolle von Kalzium und Magnesium
Die Wasserhärte bezieht sich auf die Menge an gelösten Mineralien im Wasser, insbesondere Kalzium und Magnesium. Diese beiden Mineralien haben direkten Einfluss auf den Geschmack und die Funktion Ihrer Espressomaschine.
- Hartes Wasser enthält hohe Konzentrationen von Kalzium und Magnesium und neigt dazu, Kalkablagerungen zu verursachen. Es kann auch den Geschmack des Espressos negativ beeinflussen, indem es die Bitterkeit verstärkt.
- Weiches Wasser enthält wenig Kalzium und Magnesium, was den Aufbau von Kalk reduziert. Allerdings kann extrem weiches Wasser auch zu einem sauren Geschmack führen, der weniger angenehm ist.
Ideal für Espressomaschinen ist ein Wasser mit mittlerer Härte (4–8 °dH), da es eine ausgewogene Mineralienzusammensetzung bietet. Dies hilft nicht nur, Kalkbildung zu minimieren, sondern unterstützt auch die Extraktion der Aromen im Kaffee.
Messung der Wasserhärte
Die Wasserhärte wird in Grad deutscher Härte (°dH) gemessen. Folgende Einteilung gilt:
- 0–4 °dH: Sehr weiches Wasser
- 5–8 °dH: Weiches Wasser
- 9–12 °dH: Mittlere Härte
- 13–18 °dH: Hartes Wasser
- über 19 °dH: Sehr hartes Wasser
Viele Wasserwerke stellen Informationen zur Wasserhärte zur Verfügung, oder Sie können Teststreifen verwenden, um Ihre Wasserhärte selbst zu bestimmen.
Messung weiterer Parameter
Neben der Wasserhärte gibt es noch weitere wichtige Parameter, die die Wasserqualität für Ihre Siebträgermaschine beeinflussen. In der obigen Tabelle sind einige wichtige Spezifikationen aufgeführt, die berücksichtigt werden sollten, um sowohl den Geschmack des Kaffees als auch die Langlebigkeit Ihrer Maschine zu optimieren.
- T.D.S. (Total Dissolved Solids): Dieser Wert gibt die Menge an gelösten Feststoffen im Wasser an. Ideal für eine Espressomaschine ist ein Bereich zwischen 90 und 150 ppm. Werte außerhalb dieses Bereichs können den Geschmack des Espressos negativ beeinflussen.
- Gesamthärte: Die Gesamthärte des Wassers sollte zwischen 70 und 100 ppm liegen. Diese Zahl zeigt die Menge an Kalzium und Magnesium im Wasser an, die entscheidend für den Geschmack des Kaffees und die Vermeidung von Kalkablagerungen sind.
- Gesamt Eisen (Fe²+/Fe³+): Der Eisengehalt im Wasser sollte null sein oder maximal 0,02 ppm betragen. Eisen kann den Geschmack des Kaffees beeinträchtigen und Ablagerungen in der Maschine verursachen.
- Freies Chlor (Cl₂) und Gesamt Chlor: Der Gehalt an freiem und gebundenem Chlor sollte idealerweise null sein, um den Geschmack des Kaffees nicht negativ zu beeinflussen. Chlor kann zudem korrosiv auf die Maschinenkomponenten wirken.
- pH-Wert: Der pH-Wert des Wassers sollte im Bereich von 6,5 bis 8,5 liegen. Ein neutraler pH-Wert ist wichtig, um den optimalen Geschmack des Espressos zu gewährleisten und die Maschinenkomponenten zu schonen.
- Alkalinität: Ein Alkalinitätswert von 40 bis 80 ppm ist ideal, um die Säuren im Kaffee auszugleichen und eine stabile Wasserchemie zu gewährleisten.
- Chloride (Cl⁻): Chloride sollten den Wert von 50 ppm nicht überschreiten. Ein zu hoher Chloridgehalt kann zu Korrosion in der Maschine führen und die Lebensdauer der Geräte verkürzen.
Die regelmäßige Überprüfung dieser Parameter hilft Ihnen dabei, die Qualität des Wassers und die Funktionalität Ihrer Siebträgermaschine zu bewahren. Dies verbessert nicht nur die Qualität Ihres Espressos, sondern trägt auch dazu bei, kostspielige Reparaturen durch Kalkablagerungen oder Korrosion zu vermeiden.

3. Leitungswasser vs. gefiltertes Wasser vs. Mineralwasser
Leitungswasser
In den meisten Regionen Deutschlands ist Leitungswasser von guter Qualität und wird streng überwacht. Allerdings variiert die Wasserhärte je nach Wohnort. Wenn Ihr Leitungswasser sehr hart ist (über 8 °dH), sollten Sie es entweder filtern oder auf andere Wasseroptionen zurückgreifen.
Gefiltertes Wasser
Ein Wasserfilter kann eine gute Lösung sein, um die Wasserhärte zu reduzieren und Verunreinigungen wie Chlor oder Schwermetalle zu entfernen, die den Geschmack des Kaffees beeinträchtigen könnten. Es gibt verschiedene Arten von Wasserfiltern:
- Kannenfilter: Einfache Filterlösungen, die Kalzium, Magnesium und Chlor aus dem Wasser filtern können.
- Untertisch-Wasserfilter: Diese Systeme werden direkt an Ihre Wasserleitung angeschlossen und bieten eine umfassendere Filterung.
- Wasserenthärter-Systeme: Speziell für Espressomaschinen entwickelt, um die Wasserhärte präzise zu reduzieren und Kalkbildung zu minimieren.
Mineralwasser
Mineralwasser aus dem Supermarkt mag auf den ersten Blick eine praktische Alternative sein. Allerdings enthält es oft einen hohen Anteil an Mineralien, die zur Kalkbildung beitragen können. Achten Sie bei Mineralwasser auf den Trockenrückstand (auch „Gesamtmineralisation“ genannt), der auf dem Etikett angegeben ist. Ideal ist ein Wert von 50-150 mg/L, um die Balance zwischen Geschmack und Kalkschutz zu gewährleisten.
4. Osmosewasser und destilliertes Wasser: Keine gute Idee
Osmosewasser oder destilliertes Wasser wird gelegentlich als Option vorgeschlagen, da es nahezu frei von Mineralien ist. Allerdings sollten Sie dieses Wasser nicht in Ihrer Espressomaschine verwenden. Der Grund dafür ist, dass völlig mineralfreies Wasser die Maschine schädigen kann. Maschinen benötigen eine gewisse Mineralienmenge, um korrekt zu funktionieren, und völlig reines Wasser kann außerdem den Geschmack des Espressos negativ beeinflussen – er wird oft als „flach“ oder „leer“ beschrieben.
Fazit
Die Wahl des richtigen Wassers für Ihre Siebträgermaschine ist entscheidend für den Geschmack Ihres Espressos und die Langlebigkeit Ihrer Maschine. Idealerweise verwenden Sie Wasser mit mittlerer Härte oder filtern Ihr Leitungswasser, wenn es zu hart ist.
Denken Sie daran: Die richtige Wasserqualität ist der Schlüssel zu einem vollmundigen, aromatischen Kaffee und einer langjährigen, gut funktionierenden Siebträgermaschine.